Erst im 18. Jahrhundert wurde dieser Tiefpunkt überwunden und es ging langsam wieder aufwärts. Jäh unterbrochen aber wurde auch diese Entwicklung durch ein neues, einschneidende Ereignis, dem 1726 erfolgten zweitschwersten Stadtbrand in der Geschichte unserer Stadt, bei dem 45 Häuser, darunter Rathaus und Kaufhaus, eingeäschert wurden Der kaiserliche Hof, das Kloster St. Blasien und zahlreiche schweizerische Städte halfen beim Wiederaufbau der "daselbsten abgebrannten Burgerschafft". Und bei dieser Gelegenheit muß auch, das Untere Tor zu Schaden gekommen sein, denn es erhielt eindeutig im 18. Jahrhundert sein heutiges oberstes Geschoß, seinen heutigen Dachstuhl nebst Dach und den über Eck gestellten Dachreiter mit barocker Schweifhaube, vergoldetem Knauf und Wetterfahne. Bei dieser Gelegenheit wurde - was am Mauerwerk in diesem obersten Geschoß zu erkennen ist der alte Nordgiebel aus dem 15. Jahrhundert belassen, lediglich aufgemauert, das eine der beiden kleinen Fenster zugesetzt, die Stockswerkshöhe nach Osten und Westen neu mit Bruchstein in typisch barocker Mauerwerksart neu aufgemauert sowie der Südgiebel durch Einmauerung einiger großer unregelmäßiger Bruchsteinblöcke stabilisiert und für die neue Dachneigung aufgefüttert. Warum man dieses Stockwerk aufsetzte, ist nicht ganz klar, vermutlich um eine neue, komfortablere Torwächterwohnung zu erlangen.

Stiche des 19. Jahrhunderts mit der Ansicht des Unteren Tores deuten außerdem die Möglichkeit an, dass auch das Untere Tor wie heute noch das Obere - kein reines Sattel-, sondern ein Krüppelwalmdach ,aufwies und dass erst ein späterer Umbau diese Dachform zum "stilreineren" Satteldach hin korrigierte. Eine Betrachtung des Dachstuhls bestätigt diese Annahme insoweit, als mindestens auf einer Giebelseite der letzte Haupt-Sparren-Kehlbalken-Bund in auffälliger Distanz von der Giebelwand steht. Eine Zeichnung von 1855 hingegen zeigt bereits eindeutig die heutige Satteldachform. Außerdem ist diese Zeichnung ein wichtiges Dokument für die ursprüngliche Gestalt der Tor-Außenseite unmittelbar vor der etwa zu jener Zeit erfolgten Auffüllung des westlichen Stadtgrabens, der von einer barocken Steinbogenbrücke überbrückt wurde, die sich in elegantem Schwung schwanenhalsartig nach Westen öffnet.

Im Gegensatz zum Oberen Tor, das bis 1864 als Gefängnis diente und in dem u. a Revolutionäre von 1848 einsaßen, oblag das Untere Tor niemals diesem Zweck, weshalb es von entsprechenden Einbauten verschont blieb und noch heute im wesentlichen seinen originalen Zustand (des 15. bzw. 18. Jahrhunderts) zeigt.