
Ferner zeigt sich im Innern des Unteren Tores, dass dieses
jedenfalls nach seinem Wiederaufbau nach 1468 (vielleicht auch schon früher)
auch gegen Süden, d. h. in Richtung Rheinstraße, Fenster hatte.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Obergeschoß und im dritten Obergeschoß
lässt sich je eine Fensternische feststellen; im dritten Obergeschoß
ferner eine hohe, schmale, fast kaminartige Nische, die jedoch ebenfalls einen
schmalen Fensterschlitz beinhaltet haben könnte. Die Anordnung dieser
Fenster Richtung Süden, jedoch, nahe der inneren Ecke des Unteren Tores
zeigt, dass die anschließende Bebauung des 15. Jahrhunderts die südliche
Seitenfassade des Unteren Tores mindestens zum Teil frei ließ und jedenfalls
erheblich niedriger war als heute. Die Seitenfassade nach Norden zeigt einen
die ursprüngliche Dachschräge begleitenden spätgotischen Bogen-Konsolenfries.
Aus dieser für die Baugeschichte des Unteren Tores sehr aufschlussreichen
Einzelheit geht hervor, dass die Dachneigung des Unteren Tores im 15. Jahrhundert
steiler als die heutige und außerdem das Tor um ein Geschoß niedriger
war als heute: die Dachtraufe des 15. Jahrhunderts befand sich auf der Höhe
der heutigen Uhrzifferblätter. Dem unbefangenen Betrachter fällt
auch in den Außenansichten des Unteren Tores auf, dass die Fenster des
obersten Geschosses andere Formen aufweisen als in den übrigen Geschossen.
Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts erweist sich in der Stadtgeschichte
als eine ausgesprochene Blütezeit, dies war sicherlich auch ein Grund
dafür, dass der Wiederaufbau des Unteren Tores rasch vor sich ging. Jedenfalls
waren zehn Jahre nach dem Waldshuter Krieg die Schäden nicht nur behoben,
sondern die Stadt konnte Erzherzog Sigismund sogar noch 3480 Gulden vorstrecken.
Diese Blütezeit wurde jedoch jäh unterbrochen durch ein auch für
die Baugeschichte des Unteren Tores wohl einschneidendes Ereignis: den 1495
erfolgten schwersten Stadtbrand in der Geschichte unserer Stadt, bei dem 182
Häuser abbrannten und der am Unteren Tor sicherlich nicht spurlos vorübergegangen
ist. Man glaubt jedenfalls gerade im Bereich der Giebel des 15. Jahrhunderts
noch Brandspuren zu erkennen. Inwieweit das hölzerne Innenleben des Torturmes
damals zu Schaden kam, lässt sich nicht mehr erkennen, doch gehen die
gewaltigen Eichenbalken zwischen allen Turmgeschossen (mit Ausnahme des obersten
Geschosses und des Dachstuhles) aufgrund ihrer Art und Behauung mit Sicherheit
in das 15. Jahrhundert zurück. - So scheint nach etwaigen Schäden
1495 der Torturm in der alten Form, jedenfalls ohne äußere architektonische
Veränderungen, wiederhergestellt worden zu sein. - Hier sei auch darauf
hingewiesen, dass das Untere Tor in Norden gerichteten Giebel des 15, Jahrhunderts
zwei kleine, schmale Rechteckfenster aufwies (das westliche davon ist heute
zugemauert).