So scheint sich im 14. Jahrhundert gegenüber
der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Grundanlage des Tores nichts Wesentliches
geändert zu haben: zu. dieser Grundanlage gehört, wie sich jetzt
im Innern des Unteren Tores am Mauerwerk erkennen lässt, mindestens der
Tordurchgang selbst sowie das erste Obergeschoß des Tores (Garderobe
und Abstellraum des Museums der Junggesellenschaft). Die Wände dieses
Raumes kennzeichnen sich durch ein gleichmäßiges, wohl ausgesuchtes
und sichtlich in Ruhe verarbeitetes Bruchsteinmauerwerk. Bereits zwischen
diesem und dem darüber liegenden zweiten Obergeschoß (Museum der
Junggesellenschaft) zeigen sich in der Art des Mauerwerkes gewisse Unterschiede,
die es nahe legen, bereits hier einen neuen Bauabschnitt zu vermuten. Zum
ursprünglichen Bestand gehört auch der hochgelegene rundbogige,
heute zugemauerte ehemalige Einstieg in die Obergeschosse des Unteren Tores.
Auch das 15. Jahrhundert setzte sich in der Stadtgeschichte grundsätzlich
als eine Zeit blühender Entwicklung fort, was sich etwa in dem 1402 der
Stadt verliehenen Privileg zur Errichtung eines Kaufhauses zeigt, doch hatte
die aufstrebende Stadt nun auch militärische Angriffe abzuwehren. Zu
den massivsten Angriffen im 15. Jahrhundert gehört der 1444 erfolgte
Sturm der Armagnaken, d. h. aus dem 100jährigen Krieg zwischen England
und Frankreich übrig gebliebenen Söldnern, die der Kaiser beim französischen
König als Hilfe gegen die Eidgenossenschaft erbeten hatte. Die Armagnaken,
denen sich die tapfere Eidgenossenschaft 1444 in St. Jakob an der Birs erfolgreich
entgegenstellte, zogen auch rheinaufwärts und besetzten unter der Anführung
von Commercy kurzerhand auch Waldshut, das hierdurch nicht unerheblichen Schaden
erlitt. Das Ausmaß des Schadens klingt in einem Privileg von König
Friedrich an, in welchem gesagt wird: "... dadurch sie nicht kleinen
Schaden empfangen haben und zu Verderbnis und Abgang kommen sind". Für
die Bürgerschaft war diese Überrumpelung sicherlich Anlass zur Überprüfung,
Verbesserung und Verstärkung der Befestigungswerke, worin sicherlich
auch das Untere Tor einbezogen war. Möglicherweise trugen solche Verbesserungen
schon im folgenden Jahr insofern ihre Früchte, als die Stadt in dem 1445-1449
erfolgten Adelskrieg, in welchem Rheinfelden und Säckingen Schaden erlitten,
glimpflich davonkam.
Das Ausmaß der wohl damals durchgeführten Baumaßnahmen am
Unteren Tor lässt sich allerdings heute nicht mehr deutlich abgrenzen,
da die Befestigungswerke unserer Stadt nur wenig später, im Waldshuter
Krieg von 1468, einer viel gewaltigeren Beanspruchung standzuhalten hatten
und speziell das Untere Tor unter den Berner Geschützen zur Hälfte
einstürzte.